Beratung vor der Anschaffung eines Haustieres
Kleinsäuger - Nager -
Sie stellen ganz eigene Anforderungen an eine artgerechte Haltung auf Grund ihrer anatomischen Besonderheiten und der natürlichen Lebensweise.
Bisher konnten z. Bsp. Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Mäuse domestiziert werden. Kaninchen, die zu den Hasentieren gehören unterscheiden sich aber von den „echten“ Nagetieren.
Die verschieden Arten von Nagern sind unterschiedlich eng miteinander verwandt. Sie haben unterschiedliche Verbreitungsgebiete und Lebensräume.
- Meerschweinchen, Chinchillas und Degus stammen ursprünglich aus Südamerika und gehören zu den Stachelschweinverwandten.
- Hamster und Ratten sind mit den Mäusen verwandt und ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt in Asien.
- Kaninchen lebten ursprünglich in Südeuropa
Nager leben in unterschiedlichen Lebensräumen. Die meisten Nager besiedeln karge Bergregionen oder leben in Wüstenregionen.
Nager haben typische Lebensweisen, dazu gehören:
- eine hohe Fortpflanzungsrate,
- ein ausgeprägtes Sozialverhalten (Ausnahme Hamster),
- Aktivitätszeiten in der Dämmerung und nachts,
- ein ausgeprägtes Fluchtverhalten,
- eine pflanzliche Ernährungsweise (unterschieden nach Blatt- und Körnerfresser)
Nager haben einen großen Bewegungs- und Erkundungsdrang, sowie einen ausgeprägten Nagetrieb.
Vor der Anschaffung sollte unbedingt daran gedacht werden, ob es Allergien innerhalb der Familie gibt!
Nager sind keine Spielgefährten, Kuscheltiere oder Puppenersatz zum Schmusen.
Es sind Beobachtungstiere, welche erst in den Abendstunden aktiv werden. Für Kinder daher eher nicht geeignet als erstes eigenes Haustier!
1. Artgerechte Unterbringung
Nager haben einen großen Bewegungs- und Erkundungsdrang, sowie einen ausgeprägten Nagetrieb.
Es sind sehr soziale Tiere und sie dürfen darum nicht allein gehalten werden.
Wichtig ist der Standort des Geheges für den Nager. Handelsübliche Käfige sind oft nicht an die Bedürfnisse angepasst und viel zu klein.
Bei der Ernährung muss auf die arttypische Ernährung geachtet werden, da die Tiere sonst sehr schnell erkranken.
Auf Grund verschiedener Züchtungen werden einige Nager schon mit Fehl- oder Missbildungen an den Zähnen, der Nase oder der Ohren geboren. Hier bedarf es zusätzlicher Beratung bei der Haltung.
Die Gehege sollten einer Mindestgröße entsprechen. Diese wird von der tierärztlichen Vereinigung vorgegeben.
Zur Ausstattung gehören Rückzugsbereiche, Nagematerial, unterschiedliche Beschäftigungsangebote, je nach Tierart zum Graben oder Klettern.
Ein Gehege für Nager sollte in einer ruhigen und zugfreien Ecke im Wohn- oder Arbeitsbereich stehen. Wichtig um Krankheiten zu vermeiden sind gleichbleibende Umgebungstemperaturen. Speziell ausgestattete Außengehege können für Kaninchen und Meerschweinchen eine Option sein.
Für alle anderen Nager empfiehlt sich eine Innenhaltung mit Freilauf in gesicherter Umgebung.
2. Ernährung
Fütterungsfehler führen oft zu haltungsbedingten Erkrankungen.
Der Kauapparat und das Verdauungssystem sind von Nagern auf pflanzliche Kost spezialisiert und angewiesen. Jede Tierart braucht dabei an den natürlichen Speiseplan angepasstes Futter.
Zu den Grundfuttermitteln alle Nager gehören pflanzliche Bestandteile unterteilt nach Blattfressern und Körnerfressern.
Für Blattfresser sind Heu und getrocknetes Grünfutter das Grundfuttermittel.
Für Körnerfresser besteht das Grundfuttermittel aus verschiedenen Körnerzubereitungen.
Zu den ergänzenden Futtermitteln zählen:
- Frisches Grünfutter, wie frische Gräser, Kräuter, Blüten und Blätter,
- Frischfutter, wie frisches Gemüse und Obst
- Nagermaterial: Äste und Zweige
- Artgerechte Leckerchen
Hamster und Ratten dürfen außerdem als Ergänzung tierisches Eiweiß (Magerquark, Insekten, gekochtes Fleisch) erhalten.
Täglich frisches Wasser muss immer bereitstehen.
Ungeeignetes Futter sind zum Beispiel: Kohlgewächse, Bohnen, Grün von der Kartoffel oder Tomate, Zitrusfrüchte, Zwiebelgewächse, Avocados, Aubergine, Kerne von Steinobst, Süßspeisen (Schokolade, Gummibärchen…), gewürzte Speisen und Speisereste.
Die regelmäßige und rechtzeitige Entnahme nicht gefressener Futtermittel kann ein erkranken der Tiere durch zusätzliche Parasiten vermeiden.
3. Gesundheitsvorsorge
Die regelmäßige und rechtzeitige Entnahme nicht gefressener Futtermittel kann ein erkranken der Tiere durch zusätzliche Parasiten vermeiden, genauso wie die wöchentliche Reinigung des Geheges. Das Wasser ist täglich zu erneuern.
Bei einer artgerechten Fütterung, Beschäftigung und Pflege sind Erkrankungen selten.
Nager reagieren jedoch empfindlich auf Fütterungsfehler und Haltungsmängel, wie unsaubere Gehege, feuchte Einstreu, falsches Futter. Stress durch falsche Unterbringung, falscher Standort, falsche Zusammenstellung der Gruppe führt zu einem geschwächten Immunsystem und zu Erkrankungen.
Was gehört nun zur regelmäßigen Gesundheitsvorsorge:
- Artgerechtes Futter, Beschäftigungsutensilien,
- Check von Fell, Haut (Maul- und Genitalbereich wichtig) und Augen,
- Zahnpflege bei artgerechter Haltung nicht nötig,
- Perinealtasche bei Böckchen evtl. mit Öl reinigen,
- ist das Fell glänzend und gleichmäßig,
- Bei Langfellrassen kämen, Haare schneiden, Verfilzungen lösen,
- sind die Augen klar und glänzend,
- Check der Ballen – Rötungen, Schwellungen à Sohlengeschwüre,
- Gewichtscheck als Kontrolle bzw. Hinweis auf Erkrankung,
- Krallenpflege mit Kürzen, Achtung Blutgefäße!,
- Impfungen,
- Tierarztvorstellung z. Bsp. bei Verletzungen oder zur Kastration,
- Kontrolle des Kotes auf Durchfall,
Regelmäßige Kontrolle der Beschäftigungsmöglichkeiten auf evtl. Verschleiß oder Abnutzung um Verletzungen zu verhindern, sollte mindestens 1x wöchentlich bei der Reinigung mit erfolgen. Defektes Material wird ausgetauscht oder repariert.
4. Beschäftigungsmöglichkeiten
Ausstattung mit Material zum Benagen (Heuraufen), Versteck-/ Rückzugsmöglichkeiten, verschiedene Ebenen, Freilauf, arttypisches Sozialverhalten in der Gruppe, Vielfalt an Futterangebot, Äste und Zweige zum Beknabbern, Futterspieße mit Frischfutterhäppchen, mit „Leckerlis“ bestückte Futterketten oder Knobelaufgaben in Futterverstecken, unterschiedliche Einstreu, Tunnel, Labyrinthe und vieles mehr können als Beschäftigung genutzt werden.
Für jeden Nager sollte die individuelle artgerechte Unterbringung berücksichtigt werden. Aufgrund des ausgeprägten Sozialverhalten (außer Hamster) ist nur die Gruppenhaltung tiergerecht.
Meerschweinchen z. Bsp. sind als Flucht- und Beutetiere sehr scheu und schreckhaft. Sie benötigen Rückzugsgebiete, aber ebenso Bewegungsfreiheit. Sie brauchen bei Innenhaltung darum täglichen Freilauf in der Wohnung.
Chinchillas, Degus und Hamster brauchen zur Fellpflege zusätzlich noch ein Sandbad.
Chinchillas haben einen hohen Bewegungsdrang. Vorsicht ist allerdings besonders im Freilauf in der Wohnung geboten. Freiliegende Kabel, Steckdosen, hohe Gefäße, Schränke, Zimmerpflanzen, Plasteartikel stellen Gefahrenquellen dar. Chinchillas sollten nie unbeaufsichtigt in den Freilauf.
Ratten zum Beispiel stellen besondere Anforderungen. Eine zahme Ratte lässt sich problemlos hochheben oder setzt sich freiwillig auf die Hand des Besitzers. Ratten sind lernfähig und lassen sich „erziehen“. Gezähmte Ratten sind menschenbezogen und brauchen den Kontakt zum Besitzer.